Wechseljahre! – Und jetzt?

Wechseljahre? Hitzewallungen?!

Wechseljahre, Abänderungen, Klimakterium, Menopause: verschiedene Namen für das gleiche Phänomen.
Die Wechseljahre sind – wie der deutsche Name schon sagt – eine Zeit des Wechsels. In ihr findet der Übergang von der fruchbaren in die nicht mehr fruchbare Phase statt. Durchschnittlich dauern die Wechseljahre etwa 10 bis 15 Jahre. Die Zahlen variieren je nach Quelle sehr stark. So ist für den Beginn der Wechseljahre ein Alter von Anfang 40 bis Mitte 50 angegeben. Das Durchschnittsalter liegt bei 51 Jahren.

Der Beginn der Wechseljahre fällt oft mit sozialen und familiären Veränderungen zusammen. Beispielsweise pubertieren die Kinder, was zu Schwierigkeiten in der Mutter-Kind-Beziehung führen kann, sie werden flügge und probieren neue und eigene Wege aus. Dadurch sind die Mütter gefordert loszulassen. Die Kinder wollen auf eigenen Füssen stehen, was bei den Frauen, die sich vor allem über das Muttersein definiert haben, ein Gefühl der Leere hinterlassen kann.
Oft fällt auch der Verlust des Partners durch Tod oder Trennung in die Zeit des Wechsels.
Zusätzlich stehen die eigenen Eltern am Ende ihres Lebensweges. Sie sind gegebenenfalls krank, werden gebrechlich oder vielleicht sogar pflegebedürftig und sterben. Dies zwingt die Frau, die Rolle als ‚Kind‘ abzugeben.
Gleichzeitig konfrontiert sie die Wechseljahre am eigenen Körper mit der Vergänglichkeit und mit der eigenen Sterblichkeit. Sie realisieren und müssen zum Teil schmerzhaft akzeptieren, dass leben eben auch älter werden heisst.

Weitere Herausforderungen in der Zeit des Wechsels können Leistungsschwierigkeiten durch Hitzewallungen und damit verbundenen Schlafstörungen sein. Diese führen zu einem Druck am Arbeitsplatz, eventuell verbunden mit Geldsorgen. Diejenigen Frauen, die wegen der Kinder vorwiegend zu Hause waren, müssen ihre Rolle und oft auch die Partnerschaft neu definieren. Eigene Krankheiten und Gebrechen lassen sie mit dem Älterwerden hadern. Als zusätzliche Schwierigkeit entpuppen sich die verschiedenen Definitionen von Schönheit. Während der Mann Mitte 40 trotz erster Falten und grauer Haare „im besten Alter“ ist, wird die Frau mit den gleichen Attributen als „weniger attraktiv“ bezeichnet. Dies erschwert den Frauen, die Veränderungen am Körper und auf der Haut zu akzeptieren, zumal die Gefühle mit ihnen Achterbahn fahren und sie sich nicht einmal mehr auf ihre Mitte verlassen können.

Welche Beschwerden können auftreten?

Die Beschwerden, die als Leitsymptom am häufigsten vorkommen, sind die Hitzewallungen.
Die Frauen beschreiben sie als plötzliche Hitzewelle, die sie meist ohne sichtbaren äusseren Grund befällt und vom Bauch her bis zum Kopf auf-, selten vom Kopf her Richtung Bauch absteigt und auch „flash“ genannt wird. Sie können von einer fleckenweisen Rötung („flush“) auf der Brust, dem Dekolleté, im Nacken und im Gesicht begleitet sein. Eine Hitzewallung entsteht, wenn sich die direkt unter der Haut liegenden Blutgefäße plötzlich weiten und somit eine größere Menge warmes Blut aus dem Körperinneren durch die Haut fliesst. Nach der Hitzewallung ist daher oft auch ein leichtes Frösteln zu spüren, welches durch die Verdunstungskälte entsteht.

Die Hitzewallungen dauern wenige Sekunden bis 1 Minute, selten bis einige Minuten. Die Häufigkeit ist sehr individuell. Möglich sind über zwanzig Episoden pro Tag. Sie können sich durch eine Aura ankündigen, nämlich ein Druckgefühl im Kopf oder ein gewisses Unbehagen. In der Art und Intensität sind sie sehr unterschiedlich. Bei den meisten Frauen ziehen sie sich zwischen zwei Monaten bis zu zwei Jahren hin, selten aber können sie auch länger dauern. Sie sind absolut ungefährlich, den Frauen jedoch unangenehm. Gerade im Berufsalltag oder in Gesellschaft möchten sie eine solche Situation vermeiden. Der einen oder anderen sind die Hitzewallungen sogar peinlich, man könnte ja sehen, dass sie „in den Jahren“ ist.

Schweiss-Ausbrüche, welche die Hitzewallungen begleiten, können kalte oder heisse Schweisse sein. Die einen Frauen schwitzen wenig am Kopf oder am Dekolleté. Andere sind so nassgeschwitzt, dass sie die Kleider wechseln müssen. Von einer „trockenen Hitze“ wird dann gesprochen, wenn die Hitzewallungen ganz ohne Schweissausbruch auftreten.

Schwindel kann ein weiteres Symptom des Klimakteriums sein. Bei einigen von mir untersuchten Frauen war der Schwindel sogar das erste Zeichen überhaupt, das sie wahrgenommen, aber nicht richtig interpretiert haben.

Auch Kopfschmerzen, die vorher kein Thema waren oder sich jetzt in ihrer Häufigkeit oder Form verändern, können sich einstellen.

Ebenfalls kann es zu Herz-Kreislauf-Beschwerden kommen. Die Frauen bemerken ein belastungsunabhängiges Herzklopfen bis –rasen oder auch Herzrhythmusstörungen. Sie sind beunruhigt durch eine Herzenge oder ein Schwächegefühl. Später kann sich Bluthochdruck entwickeln.

Schlaf-Störungen, die in dieser Zeit häufig auftreten, beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Lebensqualität unter Umständen stark. Die Frauen leiden an Einschlafschwierigkeiten. Zu den Hitzewallungen gesellt sich ein häufiges Erwachen, die Schlaftiefe nimmt ab und die Gesamtschlafzeit reduziert sich.
All diese Faktoren führen dazu, dass das Gedächtnis und die Feinmotorik nachlassen und sich die Reaktionszeit verlängert. In der Folge kann es zu Nervosität und erhöhter Reizbarkeit bis zu Aggressivität kommen, aber auch zu Ängsten, Antriebslosigkeit oder Stimmungsschwankungen. Sogar Depressionen sind möglich, welche natürlich durch den welkenden Körper genährt werden, wenn frau sich vorher vor allem über das Aussehen identifiziert hat und diese Zeit nur als Verlust empfindet.

 

Was können Sie tun?

Wer es noch nicht getan hat, sollte spätestens in den Wechseljahren auf ausgewogene, fettarme und vollwertige Kost umsteigen. Nicht nur, dass mit der richtigen Ernährung die Hitzewallungen einigermassen handhabbar sind, es werden auch Kalorien gespart. Da der Körper seinen Grundumsatz im Alter senkt, können mit gesunder Ernährung die drohenden Gewichtsprobleme im Zaum gehalten werden.
Zu reduzieren oder ganz zu vermeiden sind Salz, raffinierter Zucker, Weissmehl, Alkohol, Kaffee, Schwarztee, Schokolade, Butter, Rahm, rotes Fleisch, Wurst, tierische Eiweisse (vor allem abends!) und scharf Gewürztes.
Unterstützend wirkt das ein- bis zweimalige Heilfasten pro Jahr. Schon ein regelmässiger Reis- oder Obsttag pro Woche bringt dem Organismus Entlastung.

Auch verschiedene Tee-Sorten (Aufgüsse) können bei diversen Beschwerden lindernd wirken.
Bei Hitzewallungen kann zum Beispiel Tee aus Salbei Linderung bringen. Ebenfalls geeignet sind Hafer, Erdbeerblätter, Hopfen, Weissdorn, Hirtentäschel, Basilikum, Thymian, Schafgarbe oder Johanniskraut, das zusätzlich bei depressiven Verstimmungen eine aufhellende Wirkung hat.
Bei Schlafstörungen kann Tee aus einer Mischung von je 10 g Baldrianwurzel, Hopfen, Melisse und Johanniskraut helfen. Gleichzeitig sollte auf einen geregelten Tagesablauf geachtet werden ohne Mittagsschlaf, mit ausreichender Bewegung und ausgewogener Ernährung.  Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder Nikotin sollten vermieden werden.
Bei Blutdruckschwankungen hilft ein Tee aus der Mischung von einer Hand voll Mistelblätter und je einem Esslöffel Immergrünblätter und Olivenbaumblätter.

Bewegung ist sehr wichtig in der Zeit des Wechsels, sei dies in Form von Schwimmen, Gymnastik, Spazieren, Walken, Joggen oder Fahrradfahren. Bewegung tut dem Körper auf verschiedene Arten gut. Da die Muskelgewebe Östrogen synthetisieren, leiden sportliche Frauen weniger an Wechseljahrbeschwerden. Der Kreislauf und der Stoffwechsel werden angeregt. Beim Sport sollte die Frau ruhig ins Schwitzen kommen. Der Körper lernt so, Extremtemperaturen besser auszuhalten und schneller wieder abzukühlen und kann dann besser mit den Hitzewallungen umgehen. Die Belastungen, die beim Sport auf die Knochen wirken, stärken ihn dadurch. Gleichzeitig festigt die regelmässige Bewegung das Bindegewebe und hält die Haut länger straff.
Da der Körper im Alter einen geringeren Grundumsatz (so heisst die vom Körper benötigte Energiemenge zur Aufrechterhaltung der Organfunktionen20) hat, kann die Frau mit mehr Bewegung bei reduzierter Kalorienaufnahme das Gewicht besser halten.
Beckenbodengymnastik kann hilfreich sein bei Harninkontinenz. Regelmässige Bewegung „schmiert“ auch die Gelenke, was der Arthrose entgegenwirkt. Zu guter Letzt setzt der Körper beim Sport Endorphine frei, die zu mehr (willkommener) Ausgeglichenheit und einem besseren Schlaf verhelfen.

Regelmässige Temperaturreize können sich ebenfalls positiv auf Hitzewallungen und Schweissausbrüche auswirken. Um diese Reize zu setzen eignen sich unter anderem Saunabesuche, Wechselduschen, Tautreten oder Arm- und Fussbäder. Auch morgendliche Massagen mit einer Bürste oder einem Sissalhandschuh bringen den Kreislauf in Schwung.

Genau so wichtig wie die Bewegung und Aktivität ist jedoch auch die Entspannung. Diese kann vielfältigst sein. Bei der einen Frau ist es der Garten, eine andere macht ihr Time-out im Atelier beim Malen oder Töpfern, eine dritte lässt sich bei einer Massage verwöhnen. Mit diversen Ölen kann der Haut zugleich Gutes getan werden. Ein warmes Bad mit feinen Ölen wie zum Beispiel Lavendel-, Melissen- oder Neroliöl kann sehr entspannend wirken. Daneben können beim Stressabbau autogenes Training, Meditation, spezielle Muskelentspannungsübungen (zum Beispiel nach Jacobson), Qi Gong oder Yoga hilfreich sein. Beim Yoga gibt es ebenfalls eine spezielle Form, das Hormon-Yoga, um während der Wechseljahre die hormonelle Balance zu halten.
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das einzige, was zählt, ist das Wohlbefinden der Frau.

Und hier noch ein paar ganz allgemeine Tipps. Bei Hitzewallungen und Schweissausbrüchen sind Kleider und Bettwäsche aus natürlichen Geweben wie Baumwolle, Leinen oder Seide zu bevorzugen. Am besten kleidet die Frau sich nach dem Zwiebelprinzip in verschiedenen Schichten. So kann sie sich einfach schälen, wenn es ihr zu warm wird. Wenn sie nach der Hitzewallung zu frösteln beginnt, kann sie sich Schicht für Schicht wieder einhüllen. Auch im Bett ist es sinnvoller, zwei dünnere Duvets zu haben als ein dickes, damit sie die Hitze besser ausgleichen kann. Zudem empfiehlt es sich, eine Reservegarnitur Pyjama neben dem Bett bereit zu legen, damit sie nicht aufstehen muss, wenn sie nass geschwitzt ist. Sie kann sich dann am Bett umziehen und gleich wieder weiterschlafen.
Wenn sich eine Hitzewelle ankündigt, kann sie kaltes Wasser über die inneren Handgelenke fliessen lassen. Sie soll sich auch nicht genieren, das Fenster zu öffnen mit dem klaren Kommentar: “Ich habe eine Hitzewallung“.
Ein grosser Helfer, der klein zusammengelegt werden kann, ist ein Fächer, mit dem sie sich jederzeit Luft zufächeln kann, wenn sie eine Hitzewelle überkommt. Zitronenerfrischungstücher zum Beispiel von Weleda helfen, dass frau sich nach einem Hitzeschub wieder etwas frischer fühlt. Ceres bietet verschiedene Urtinkturen an, die hilfreich sein können.
Der Hautpflege sollte genügend Beachtung geschenkt werden, wird die Haut doch dünner, trockener und damit auch verletzlicher. Es gibt verschiedene natürliche Präparate auf dem Markt. Es eignet sich auch gutes Olivenöl. Mit der täglichen Trockenmassage wird die Zirkulation angeregt und damit auch die Versorgung der Haut sichergestellt.

Ein wichtiger Punkt sind die Beziehungen. Wird die Frau von ihrer Umgebung in dieser Zeit unterstützt? Ist auch dem Partner/der Partnerin bekannt, was diese Wechselzeit mit sich bringen kann? Bringt ihr Partner/ihre Partnerin ihr genügend Verständnis entgegen? Dürfen auch schwierigere Bereiche, zum Beispiel aus der Partnerschaft, thematisiert werden?